Hundefutter: Analytische Bestandteile verstehen

Wer seinem Hund etwas Gutes tun möchte, achtet nicht nur auf Geschmack und Preis – sondern auch auf die Inhaltsstoffe. Die sogenannten analytischen Bestandteile geben einen ersten Hinweis auf die ernährungsphysiologische Qualität des Futters. Doch was bedeuten Begriffe wie Rohprotein oder Rohasche genau? Und worauf sollte man beim Vergleich achten? In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige – verständlich erklärt und mit fundierten Quellen belegt.

Was sind analytische Bestandteile?

Analytische Bestandteile sind gesetzlich vorgeschriebene Angaben auf Futtermitteln, die den Gehalt an Energie liefernden und unverdaulichen Substanzen wiedergeben. Sie helfen Tierhaltern, die nährstofftechnische Zusammensetzung eines Hundefutters zu beurteilen. Die Pflicht zur Angabe ergibt sich aus der EU-Verordnung (EG) Nr. 767/2009 über das Inverkehrbringen von Futtermitteln.

Zu den analytischen Bestandteilen zählen vor allem: Rohprotein, Rohfett, Rohfaser, Rohasche und – bei Nassfutter – auch Feuchtigkeit. Diese Werte stehen in direktem Zusammenhang mit der Nährstoffversorgung und dem Energiegehalt eines Produkts.

Die wichtigsten Bestandteile im Überblick

Rohprotein

Rohprotein beschreibt den Gesamt-Eiweißgehalt eines Futters. Es wird mithilfe der sogenannten Kjeldahl-Methode gemessen, die den Stickstoffgehalt bestimmt und diesen in Protein umrechnet. Dabei ist wichtig zu wissen: Die Angabe sagt nichts über die Herkunft oder Verdaulichkeit des Proteins aus.

Beispiel: 25 % Rohprotein können sowohl aus hochwertigem Muskelfleisch als auch aus minderwertigen Pflanzenresten stammen. Tierisches Eiweiß ist für Hunde deutlich besser verwertbar als pflanzliches. Daher lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste – je weiter vorn Fleischquellen stehen, desto besser.

Rohfett

Fette liefern nicht nur Energie, sondern auch essenzielle Fettsäuren wie Omega-3 und Omega-6, die wichtig für Haut, Fell, Gehirnfunktion und das Immunsystem sind. Ein ausgewogener Fettanteil liegt bei Trockenfutter meist zwischen 10–20 %, bei Nassfutter kann er deutlich niedriger ausfallen.

Qualitätsindikator: Tierische Fette (z. B. Lachsöl, Geflügelfett) sind hochwertiger als pflanzliche Öle minderer Herkunft. Auch der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren ist entscheidend.

Rohfaser

Rohfaser ist der Anteil an unverdaulichen pflanzlichen Bestandteilen, etwa Zellulose oder Lignin. Diese Ballaststoffe fördern die Darmgesundheit, sorgen für eine geregelte Verdauung und tragen zur Sättigung bei. Ein Rohfasergehalt zwischen 2 und 4 % gilt bei Trockenfutter als ideal.

Wird dieser Wert deutlich überschritten, kann das ein Hinweis auf billige Füllstoffe wie Weizenkleie oder Holzfaser sein. Für Hunde mit sensibler Verdauung sind leicht fermentierbare Fasern wie Rübenschnitzel besser geeignet.

Rohasche

Rohasche bezeichnet die Rückstände, die nach dem Verbrennen aller organischen Bestandteile übrig bleiben – also hauptsächlich Mineralstoffe wie Kalzium, Phosphor, Magnesium. Sie ist kein Zusatzstoff, sondern entsteht durch natürlich enthaltene mineralische Bestandteile im Futter.

Ein Rohaschewert über 8 % bei Trockenfutter kann auf einen übermäßigen Knochen- oder Knorpelanteil hinweisen – was die Nährstoffdichte senken kann. Wichtig ist auch das Verhältnis zwischen Kalzium und Phosphor (idealerweise 1,3:1 bis 1,5:1).

Feuchtigkeit

Feuchtigkeit ist besonders bei Nassfutter relevant – sie kann zwischen 70–80 % liegen. Bei Trockenfutter liegt sie typischerweise bei unter 10 %. Der Wassergehalt beeinflusst die Haltbarkeit und Lagerfähigkeit. Achtung beim Vergleich: Die Angaben der übrigen Bestandteile beziehen sich immer auf das Gesamtprodukt – also inklusive Wassergehalt.

Daher ist es sinnvoll, die Werte auf Trockensubstanzbasis umzurechnen, wenn man Nass- und Trockenfutter vergleichen möchte.

Wie liest man ein Etikett richtig?

Viele Verpackungen wirken auf den ersten Blick transparent – doch oft steckt mehr Marketing als Inhalt dahinter. Die Reihenfolge der Zutaten erfolgt mengenmäßig absteigend. Wenn also „Huhn (4 %)“ an erster Stelle steht, ist der Anteil sehr gering.

Worauf du achten solltest:

  • Ausgewogenes Verhältnis von Protein und Fett (z. B. 25 % / 15 % bei aktiven Hunden)
  • Keine extrem hohen Rohasche-Werte (> 10 % = fraglich)
  • Klare Deklaration (z. B. „Huhn 20 %“ statt „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“)

Praxis-Tipp: Manche Marken bieten vollständige Offenlegung ihrer Zutaten – das spricht für Qualität und Transparenz.

Bedarfsgerechte Fütterung: Was bedeutet das?

Ein Welpe hat andere Nährstoffbedürfnisse als ein älterer Hund. Ebenso benötigen sportlich aktive Hunde mehr Energie und Eiweiß als Wohnungshunde. Die Angaben der analytischen Bestandteile müssen also immer in den Kontext zum Hund gesetzt werden.

Beispiel: Ein hoher Proteingehalt (über 28 %) kann für Leistungshunde ideal sein, bei einem älteren, nierenkranken Hund aber problematisch werden. Lass dich im Zweifel tierärztlich beraten – insbesondere bei speziellen Gesundheitszuständen.

Expertenmeinung: Was sagt die Tierernährung?

„Analytische Bestandteile geben eine gute Orientierung – sie zeigen, wie ein Futter zusammengesetzt ist. Aber sie sagen nichts über die Qualität oder Herkunft der Inhaltsstoffe. Daher ist es wichtig, auch die Zutatenliste genau zu lesen.“

– Dr. med. vet. Johanna Fischer, Fachtierärztin für Tierernährung

Häufige Fragen (FAQ)

Was ist der Unterschied zwischen Rohprotein und tierischem Protein?

Rohprotein ist ein Gesamtwert, der sowohl tierische als auch pflanzliche Proteine einschließt. Tierisches Protein ist für Hunde besser verwertbar – pflanzliche Quellen sollten daher nur ergänzend enthalten sein.

Ist Rohasche schädlich?

Nein, Rohasche enthält wichtige Mineralstoffe. Ein zu hoher Wert kann jedoch auf unausgewogene Rezepturen mit zu viel Knochenmaterial hinweisen. Optimal sind Werte zwischen 5–8 % bei Trockenfutter.

Warum variieren die Werte zwischen Marken?

Jede Marke verwendet unterschiedliche Rezepturen, Zutaten und Verarbeitungsverfahren. Hochwertige Produkte enthalten oft mehr Protein aus Fleisch und weniger Füllstoffe – das schlägt sich in den Werten nieder.

Fazit: Wissen schützt deinen Hund

Die analytischen Bestandteile geben wichtige Hinweise auf den Nährstoffgehalt eines Hundefutters. Doch sie erzählen nur einen Teil der Geschichte. Für eine fundierte Wahl solltest du auch die Zutatenliste, die Deklaration und die Bedürfnisse deines Hundes im Blick behalten. So findest du das Futter, das wirklich passt – und trägst aktiv zu Gesundheit und Wohlbefinden deines Vierbeiners bei.

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